Ich glaube, jeder von uns sollte sich von Zeit zu Zeit jene Tatsachen ins Bewußtsein rücken, die die wahren Dimensionen unserer Erde und des einzelnen Individuums auf derselben abbilden. Es geht darum, wie wichtig unsere Erde und jeder einzelne Mensch einzuschätzen sind in dem uns bekannten kosmologischen Kontext. Es geht um die wahren Relationen.
Das Universum hat eine für uns Menschen unvorstellbare Ausdehnung von Milliarden von Lichtjahren. Somit ist unser Planet in diesem kosmischen Ungeheuer nichts anderes als ein Staubkörnchen.
Unsere Galaxie, in der sich unser Sonnensystem befindet, hat eine Ausdehnung von etwa 100.000 Lichtjahren.(1 Lichtjahr sind etwas mehr als 9 Billionen Kilometer. Das ist eine Zahl mit 12 Nullen.)
Die „nächstliegende“ Galaxie befindet sich etwa in einer Entfernung von 2.500.000 Lichtjahren. Das Verschwinden unserer Galaxie im Universum würde zunächst überhaupt nicht auffallen. Vom Verschwinden unserer Erde gar nicht zu sprechen.
Was ist nun der Mensch in diesem megagigantischen Kosmos? Jeder von uns möge sich diesem überdimensionalen Gefüge stets aufs Neue bewusst  werden, um sich, seine Umwelt und die Mutter Erde den wirklichen Realitäten und Relationen entsprechend einzuordnen.
Zu allen Zeiten ist der Mensch dem Hang zur selbstgefälligen Wichtigtuerei erlegen. Und zu allen Zeiten der menschlichen Kulturgeschichte gab es Mahner, die diesen Hochmut beim Namen nannten, davor warnten und gleichzeitig der Zurückhaltung und der Demut das Wort sprachen. Mahnende Propheten, die mitunter schmunzelnd dem selbstverstümmelden und -zerstörerischen Treiben der Menschen den Spiegel vorhielten.
Zu den von eigenen Zeitgenossen und der Nachwelt oft verlachten Mahner gehört auch der Engländer Alexander Pope (1688-1744). Ich mag diesen verspäteten Humanisten und seit Langem Vergessenen. Seine Werke sind durchdrungen von einem zutiefst ehrlichen Weltschmerz gespickt mit Erkenntnissen zeitloser Gültigkeit.
Das Gedicht „Erkenne dich selbst“ gehört zu meinen liebsten. Die etwas holprige Übersetzung sollte eher großzügig ignoriert und als eine Aufforderung verstanden werden, die Verse eventuell im O-Ton ausfindig zu machen:

Erkenn dich selbst, denk nicht, du könntest Gott verstehn!
Der Menschheit Forschung soll sich um den Menschen drehn.
Ein Mittelding ist dieses Wesen von Natur,
von düstrer Weisheit und von roher Größe nur.
Mit zu viel Wissen, um ein Skeptiker zu sein,
zum Stolz der Stoa wiederum zu schwach und klein,
steht er dazwischen, fragt sich zweifelnd: Ist er nun
ein Gott, ist er ein Vieh? Soll er jetzt handeln, ruhn,
hat Geist er oder Leib als höher anzusehn?
Geborn nur, um zu sterben, nur denkend, irrzugehn;
und sein Verstand ist immer trübe und beschränkt,
ganz gleich, ob er zu viel, ob er zu wenig denkt:
ein Chaos von Gedanken, wirre Leidenschaft;
belehrt und auch getäuscht allein durch eigne Kraft;
erschaffen ward er, halb zu steigen, halb zu fallen;
ein Großherr aller Dinge und ein Raub von allen;
der Wahrheitsrichter, der dem Irrtum stets verfällt;
die Krone und der Spott, das Rätsel dieser Welt!

Geh, Wundersamer! Folge der Erkenntnis Licht.
Miss Erdumfang, Gezeitenstand und Luftgewicht.
Schreib den Planeten ihre Bahnen vor im All,
berechne neu die Zeit und lenk den Sonnenball.
Mit Platon hoch zur Feuersphär´empor dich schwinge
zum Ursprung guter, schöner und vollkommener Dinge.
Beschreite auch der Schüler Platons wirre Kreise,
und drehst du durch, so nenn das göttlich sein und weise –
wie morgenländ´sche Priester, die im Kreise rennen,
den Kopf sich schwindlig drehn und sich dann Sonne nennen.
So geh und lehre Gott, wie zu regieren ist –
geh in dich dann und sieh, was für ein Narr du bist!

Überliefert ist Popes physische Kleinwüchsigkeit: seine Körpergröße maß 1,37 m. Von „geistiger Kleinwüchsigkeit“ allerdings: nicht die geringste Spur.