Auf der weltpolitischen Bühne geht es zurzeit drunter und drüber.
Die Meldungen von heute sind binnen 24 Stunden Schnee von gestern.
Das Gas. Das russische Gas.
Bekanntlich hat Gazprom vor einigen Wochen seine Lieferungen nach Polen, Bulgarien, Finnland, Dänemark und in die Niederlande gestoppt. Nichtsdestotrotz beliefern die Russen weiterhin zwei der wichtigsten europäischen Kunden: Die deutsche Uniper und die italienische Eni. Vor gut einer Woche erfährt die deutsche Öffentlichkeit von einer Lieferdrosselung auf 40 % des vertraglich Festgelegten. Ups!
Nun: Europa füllt weiterhin die Kriegskassen Moskaus. Einerseits. Derweil verspricht Frans Timmermans, dem die Presse ob seiner Redseligkeit ziemlich wohlgesonnen ist, den Gasbezug aus Russland bis Ende des Jahres um zwei Drittel zu verringern. Parallel dazu – und das klugerweise unter dem Radarschirm der europäischen Öffentlichkeit – tun die verantwortlichen Politiker und die zuständigen Behörden alles, um die Speicher zu füllen und Reserven für den Winter anzulegen. Warum eigentlich unter dem Radarschirm?
„Wir schauen nicht darauf, woher das Gas kommt“ wird „ein Insider“ zitiert.
Überhaupt: Es merkt wohl jeder von uns, dass in den letzten drei Monaten die Stunde der Insider geschlagen hat…
Selbst Polen, das von sich aus alle Beziehungen zu Gazprom abgebrochen hat, importiert noch immer russischen Brennstoff – über Deutschland. Wie gesagt: Insider.
Fazit:
Wir sollten uns nichts vormachen. Insbesondere mögen die politisch Verantwortlichen uns nicht für dumm verkaufen, sondern sich gelegentlich daran erinnern, dass der mündige Bürger die einleuchtenden und deshalb unzweideutigen politischen Erfahrungen Egon Bahrs nicht vergessen hat, die dieser bei einer Diskussion mit Gymnasialschülern zu Protokoll gab:
„In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie und Menschenrechte.
Es geht um Interessen und Staaten.
Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt.“
Wohl bekomm’s!