Von William Faulkner stammen die Sätze:
„Die Vergangenheit ist nie tot. Sie ist nicht einmal vergangen.“
So gesehen macht es Sinn, zu begreifen, dass die Hauptlektion aus der Zeit des Kalten Krieges, nämlich die „Mutual Assurred Destruction“ also die gegenseitig zugesicherte Zerstörung angesichts der Dramatik in der Ukraine keine tote Vergangenheit ist. Dieses Damoklesschwert aus der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts war immer da. Nur wollten das viele nicht wahrhaben.
Es gibt Lehren aus der Geschichte, die darf man nicht ignorieren.
Man denkt und handelt politisch klug, wenn auf eine ganz konkrete Situation der eigenen Gegenwart unter Zuhilfenahme jener Lehre aus der Geschichte reagiert wird, die dieser und sonst keiner anderen geostrategischen Gemengelage angemessen ist.
Die mehr als tragische Faktizität der „Gegenseitig zugesicherten Zerstörung“, die das Verhältnis der beiden größten Atommächte USA und Russland auszeichnet, erlaubt – sofern man gewillt ist, Lehren aus der Geschichte nicht zu ignorieren – keine weitere Alternative als jene, die aus diesem düsteren Ukrainekonflikt einen gesichtswahrenden und somit gangbaren Weg zur Verständigung eröffnet.
Zur Erinnerung:
Es ist Roosevelt und Churchill kein Zacken aus ihren demokratischen Kronen abhandengekommen, als sie sich mit einem der größten Massenmörder aller Zeiten, mit Josef Wissarionowitsch Dschughaschwili, genannt Stalin, an einen Tisch setzten!
Etwa drei Jahrzehnte später biss Richard Nixon, ein weiteres demokratisch legitimiertes Staatsoberhaupt der westlichen Welt, ebenfalls in den politisch sauren Apfel und verhandelte gleichfalls mit einem Massenmörder: Mao Zedong.
Der Umgang mit Verbrechern und Mördern war, ist und bleibt ein nicht wegzudenkendes Attribut der Beziehungen zwischen Völkern, Ländern und politischen Systemen.