Heute ist Erntedankfest.
Es leben noch viele Erdenbürger/innen (er klingt einfach doof, dieser „gegenderte“ Begriff! Sorry: alter, weißer heterosexueller Mann…), für die das Fest einer reichen Ernte noch etwas bedeutet. Weil alle diese (noch!) Zeitgenossen in ihrer Kindheit und Jugend verinnerlicht haben, wie wichtig für das menschliche Überleben eine intakte Natur und eine ungekünstelte Verbundenheit mit der Erde und den Früchten, die sie hervorbringt, sind. Sie erinnern sich mit Wehmut an die Tage des Einfahrens der Ernte, Tage, die unvergleichliche Glücksmomente bescherten und allen Beteiligten eine tiefe Dankbarkeit abverlangten.
Die heutige arbeitsteilige Welt ruft bei den Meisten von uns alles andere denn solche Gefühle hervor.
Das Brot wird beim Bäcker gekauft, die Früchte unserer Erde im Supermarkt. So erfahren wir aus den Medien, dass es eine (relativ) gute Ernte gab. Das wird zur Kenntnis genommen. Interessenlos und noch mehr: Gedankenlos. Es gibt nicht die geringste direkte Verbindung mehr zur Erde und Ernte. Und das Gespür für Erntedank ist dieser unserer Welt gänzlich abhandengekommen.
Warum danken? Und überhaupt: wem danken?
Wir haben doch bezahlt, oder?
Irrtum. Die Arbeit der Erntenden und jene des Bäckers können wir bezahlen.
Aber nicht das Korn und nicht das Brot. Sie sind gewachsen.
Wem verdankt der Mensch dieses Wunder?