SCHULD und VERGEBUNG

Ein Begriffspaar, das so alt ist, wie der Mensch denken kann. Es war, ist und bleibt ein enger, steter und hartnäckiger Begleiter eines jeden von uns. Seit eh und je.
Schuld und Vergebung. Sie sind nicht abzuschütteln. Kein Individuum, keine Familie, keine Sippschaft, keine Nation kann sich der Schuld schlechthin entziehen und kann nicht bestehen, wenn sie nicht Vergebung übt.
Kein einziges historisches Ereignis hat diese beiden Begriffe so nachhaltig auf den Punkt gebracht wie die Kreuzigung von Jesus aus Nazaret.
Es waren deren nicht wenige, die sich an den Vorbereitungen der Ereignisse beteiligten, die letztlich zur Kreuzigung des gewaltlosen Jesus geführt haben. Mit Schuld beladen haben sich dabei Individuen (Judas, Kaiphas, Pilatus), Institutionen (der Sanhedrin als oberste religiöse und politische Instanz des jüdischen Volkes) und das damals in Judäa herrschende politische System des römischen Imperiums.
Mit Schuld beladen haben sich – stellvertretend für alle Menschen – all jene, die Jesus in seinen schwersten Stunden allein gelassen haben. Ausnahmslos alle, die ihn haben fallen lassen, – Individuen, Institutionen, das System – fanden nachträglich verharmlosende Ausreden.
Des Menschen Schicksal ist eingewoben in ein engmaschiges Gewebe der Schuldhaftigkeit. Dem kann niemand entrinnen. Der Mensch macht sich nicht selten wissentlich und mutwillig schuldig, er ist aber genauso oft schuldlos schuldig.
Somit sind wir alle „Täter“. Ausnahmslos.
Jesus wurde verurteilt und starb eine der entwürdigendsten Todesarten, die es überhaupt je gegeben hat. Einen Tod von nicht erträglicher Not und Qual. Selbst in dieser beispiellosen Grenzenlosigkeit des Leides, angesichts des unausweichlich nahen Todes bleibt Er sich und seinen Worten treu:
„Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen!“
Welch einzigartige Tat, für uns „Täter“ einzustehen, welch großartiges Geschenk seine Bitte an den Allmächtigen, uns allen zu vergeben!
Ja, wahrlich:
Jesu`Worte am Kreuz: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“, diese Worte, die dir und mir gleichermaßen gelten und die entmenschten und brutalen Umstände, die Ihn bewogen haben, diese Bitte zu äußern, bezeugen auf unmissverständliche Weise:
Jesu ganzes Dasein ist die Übersetzung der Macht in Demut.
Nicht wirklich von dieser Welt.