Gelesen und für gut befunden:
„Die Eroberungen, die die islamische Welt nach dem Tode Mohammeds (im 7. Jahrhundert n.Ch.) beginnt, sind mehr als nur ein politischer Vorgang und mehr als eine rein kriegerische Aktion. Sie sind der Rückstoß des Orients gegen die abendländische Welt, die mit Hellas und Rom in Asien eingebrochen war.
Orient und Okzident sind mehr als geografische Verschiedenheiten, sie sind Kräfte verschiedener Begabung. Alle Versuche in der Geschichte, der einen das Übergewicht über die andere zu geben, sind gescheitert. Ihre Bestimmung liegt nicht in der Überzwingung der einen durch die andere, sondern im Austausch und in der gegenseitigen Befruchtung: Selbst da, wo ihre Eigenschaften unversöhnlich scheinen.
Aus solcher Gesetzmäßigkeit kommt die Pendelbewegung zwischen Abendland und Morgenland zustande.“
Bekanntlich schlug das Pendel nach etlichen frühmittelalterlichen Jahrhunderten muslimischer Vorherrschaft erneut in die andere Richtung aus: nach einer Latenzzeit von ebenfalls einigen Jahrhunderten (die Herrschaft des Osmanischen Reiches über weite Teile der Balkanhalbinsel lassen wir in diesen Überlegungen einfach außen vor) rückte der Okzident in der Form kolonialer Herrschaft tief in muslimische Hoheitsgewässer vor. Dies wiederum endete spätestens in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts mit dem Rückzug der westlichen Kolonialmächte aus sämtlichen unter dem Islam befindlichen Territorien.
Die jetzt lebenden Generationen des Orients und des Okzidents erleben gerade hautnah die vielfältigen sozialen, wirtschaftlichen, politischen und demografischen Auswirkungen dieser letzten Pendelbewegung.
Das ist erlebte Geschichte: Geschichte hat immer Auswirkungen auf Gegenwart und Zukunft.