Alle Jahre wieder.
Am 10. Dezember eines jeden Jahres wird in Oslo der Friedensnobelpreis verliehen. Dieses Jahr übrigens an einen jungen, sympathischen Politiker aus Äthiopien. Er hat sich für den Frieden eingesetzt. Für Frieden mit dem Nachbarn.
Frieden. Welch ein hohes Gut. Welch ein zerbrechliches Gut.
Man darf davon ausgehen, dass es in der Geschichte der Menschheit kaum eine Zeit gab, da dieses Gut nicht hundert- und tausendfach zerbrochen wurde.
Und weil die Verleihung des Friedensnobelpreises eng mit Oslo und Norwegen zusammen gedacht werden darf und soll, ist die Norwegische Akademie der Wissenschaften auf den gut nachvollziehbaren Gedanken gekommen, die Geschichte der Menschheit von 3600 v. Chr. bis 2000 n. Chr. sorgfältig nach Kriegs- und Friedenszeiten zu durchforschen. Und das wäre das Resümee:
In diesen 5600 Jahren wurden rund 14.600 große und kleine Kriege geführt. Dabei haben die Forscher herausgefunden, dass es während diesen Jahrtausenden 292 wirkliche Friedensjahre gab. Die Anzahl der Menschen, die direkt oder indirekt in diesen Kriegshandlungen ums Leben gekommen sind, summiert sich auf sage und schreibe 3,6 Milliarden. Sie fielen im Kampf, verhungerten oder wurden Opfer von Seuchen.
Die Akademie ließ sich auch nicht lumpen was die Berechnung der gesamten Kriegskosten anbelangt: allein, die Summe in eine nackte Zahl zu fassen, konnte die Wissenschaftler nicht befriedigen. Sie wollten es uns allen anschaulicher präsentieren.
Das Ergebnis: mit dem Geld könnte man einen Goldring von 156 Metern Breite in Auftrag geben, der um unsere ganze Erde reichen würde.
Man darf gewiss sein, dass die norwegischen Wissenschaftler diese Studie nach bestem Wissen und Gewissen angefertigt haben. Selbst dann, wenn alle diese Tatsachen und Zahlen nur annähernd der Wahrheit entsprechen würden: Sie hinterlassen eine tief beschämende Sprachlosigkeit über menschliche Vernunft, über die Beschaffenheit und das wahre Wesen des Menschen.