Es weihnachtet.
Meteorologisch betrachtet weihnachtet es dieses Jahr gruselig: dunkelgrauer Himmel, daraus für die Jahreszeit mehr als unangebrachter Regen. Es will keine weihnachtliche Stimmung aufkommen.
Und dann: Der geistige Wink.
T.S. Eliot.
„A cold Coming we had of it.
Just the worst time of the year
For the journey, and such a long journey:
The ways deep and the weather sharp,
The very dead of winter.“
Es sind die Anfangsverse seines Gedichts „The Journey of the Magi“ (Die Reise der Magier)
Einer der drei Könige der Weihnachtsgeschichte erinnert sich Jahre später an die Reise aus dem Osten nach Bethlehem.
Eigentlich wird dem Leser ein recht trockener Bericht zugemutet.
Aufreizend trocken.
Großartig wie Eliot zum Wesenskern des christlichen Erkenntnis- und Glaubensgebäudes vordringt. Er lässt den kompletten  menschlichen, märchenhaften Gedankenballast, der sich im Laufe der Jahrhunderte um die unscheinbare Geburt zu Bethlehem gebildet hat, schnörkel- und mitleidlos links liegen.
Als der König wieder in die Welt, woher er ursprünglich kam – Babylon würde gut dazu passen! -, zurückkehrt, findet er sich hier nicht mehr zurecht. Vor dem, was er in Bethlehem erlebt hat, stirbt seine und alle Welt ins kümmerlich Wesenlose.
Und er stellt eine faszinierende Frage: Haben wir Geburt oder Tod erlebt?“
Um flugs die Antwort parat zu haben: „Diese Geburt war ein harter und bitterer Schmerz für uns wie ein Tod, unser Tod.“
Er hat verstanden: die Reise, die er anfangs als sinn- und nutzlos empfunden hat, ist letztlich voll des tiefsten Sinnes. Dieses heimlich-unscheinbare Geborensein hat alles, was da ist und was sein wird, vollends verändert.