Adventszeit.

Für die vielen Dutzenden Generationen vor uns hieß es noch: Tempus adventus Domini. Die Zeit der Ankunft des Herrn. Die Zeit, in der sich die Christenheit auf das Fest der Geburt Jesu Christi vorbereitet.

Schnee von gestern. Geopfert auf dem Altar des Fortschritts, des Kommerzes, des Konsums. Es gibt überall Weihnachtsmärkte, Glühwein, Weihnachtslieder, Geschenke und jede Menge Kerzen. Aber warum das alles gerade jetzt und so passiert, ist vielen überhaupt nicht mehr klar. Es ist alles ein hyperaktives Gedöns, aber das Zentrum fehlt. In vielen Köpfen ist die Adventszeit und selbstverständlich auch Weihnachten das Fest der Liebe und der Familie. Jesu Geburt spielt dabei keine Rolle. Das Weihnachtsfest ist von seinem ursprünglichen Zentrum losgelöst und die Geburt des Heilands ist – wenn überhaupt – nur noch eine Randnotiz.

Tempus adventus Domini will vor allem Hoffnung vermitteln. Diese Zeit soll die Herzen der Christen hin zur Erwartung der zweiten Ankunft Christi lenken. Eine hingebende und freudige Erwartung.

Verdrängt. Verwischt. Vergessen.

Hoffnung hatte aber immer Konjunktur. Unsere Zeit macht da keine Ausnahme. Allerdings: die lebensspendende Kraft HOFFNUNG scheint knapp zu werden. Dauernd passiert irgendwo irgend etwas Schreckliches auf dieser Welt.

Der römische Dichter Ovid schrieb aus seinem Exil am Westufer des Schwarzen Meeres: „Hoffen und Harren macht manchen zum Narren.“ Einer seiner Zeitgenossen, der Apostel Paulus, der zeitweise auch nicht sehr weit entfernt von dieser Küste lebte und wirkte, behauptete etwas ganz anderes: „Hoffnung lässt nicht zuschanden werden.“ Wieso kommen die beiden berühmten Männer zu so unterschiedlichen Aussagen?

Die Antwort liegt auf der Hand: der eine redet von den Zusagen und Wünschen der Menschen, der andere von jener Hoffnung, die sich an eine andere Instanz klammert.

Somit haben beide recht. Entsprechend kann keinem von uns die letzte Entscheidung für diese oder jene Hoffnung abgenommen werden.