„In dem Erlebnis des Heiligen, in der heiligen Scheu vor dem Mysterium des Lebens, erfahren wir eine Dimension des Lebens, die uns Mut und Kraft gibt, unsere Grenzen auf uns zu nehmen und dadurch weiser zu werden.“
Weise Worte eines Großen des 20. Jahrhunderts: Paul Tillich, dem „Denker auf der Grenze“. Solche Erlebnisse sind in unserer Zeit rar geworden oder gänzlich verloren gegangen.
Das weihnachtliche Mysterium wäre so ein Erlebnis. Wenn da nicht die Allmacht der „säkularen Mysterien“ wäre, die unser aller Leben fest im Griff hat.
Das weihnachtliche Mysterium (genauso wie das österliche) sucht man vergeblich in der Höhe. Es ist nicht irgendwo in undefinierbaren ätherischen Höhen zu verorten, geschweige denn an der nicht selten einfältigen, albernen profanen Oberfläche unseres Seins. Es geht um eine andere Dimension.
Um die Dimension der Tiefe in sämtlichen Erscheinungsformen des menschlichen Geistes. Jene geistige Tiefe, die unabdingbare Voraussetzung dafür ist, dass der Mensch damit irgendwie zurechtkommt, dass er als Zwiespältiger da steht, als ein von Gott, der Welt und sich selbst Entfremdeter.
Weihnachten ist einer jener immer rarer werdenden Momente in unserem Leben und in unserer Welt, wo uns allen bewußt werden sollte, dass der Mensch allemal die FRAGE ist, aber niemals die ANTWORT sein kann.