„Menschen aus dem Osten Europas sind oft in zwei ja sogar in drei Kulturen beheimatet. Entsprechend fokussieren sie Realitäten aus diversen Perspektiven. Und fokussieren allemal schärfer als andere, die in einer einzigen Kultur zu Hause sind.“

Es sind Zeilen, die ich am 1.11.2018 geschrieben habe. In Anbetracht des am 24.11.2018 im „DER SPIEGEL“ erschienenen Artikels „Heute Schampania“ darf ich obige Zeilen dem/der Leser/in zusammen mit nächstfolgenden Überlegungen in Erinnerung rufen.

Es geht um das Thema „Organisierte Kriminalität“ in unserem Lande. Laut „DER SPIEGEL“ ein in vielen Städten heiß diskutiertes Thema. Es geht um die Macht krimineller Großfamilien und um die zu oft sichtbare Ohnmacht des Staates. Laut „DER SPIEGEL“ haben Politik und Behörden den Einfluß solcher Clans lange unterschätzt.

Warum?

Zitat aus  „DER SPIEGEL“: „Dort, wo der Rechtsstaat nicht ausreichend präsent war, füllten vielerorts migrantisch geprägte mafiöse Gruppen das Vakuum. So wuchsen Milieus, die nur schwer zu bekämpfen sind.“ Das Zitat an sich ist verstörend genug. Seine Kernbegriffe – vielerorts, migrantisch, mafiös, Vakuum, unterschätzt –  sind geringfügig noch verstörender.

Warum?

Das Hamburger Nachrichtenmagazin berichtet über ein deutsches Ehepaar – die vom SPIEGEL geänderten Namen der Protagonisten in Krause sind ein schelmisches Zeugnis für das bekannte Bonmot „Nomen est omen“ – das von einem Herrn Goman, genannt „Don Mikel“, einer polizeibekannten Roma-Großfamilie zugehörig, nach Strich und Faden um mehrere hunderttausend Euro erleichtert wurde.

Zitat aus „DER SPIEGEL“: „Videos und Fotos illustrieren auf Facebook den schrillen Lebensstil vieler Clan-Mitglieder: Männer, die noch nie einer geregelten Arbeit nachgegangen sind, zeigen sich im Rolls-Royce, auf Champagnerparties, mit Stapeln von Bargeld. Die Prahlerei soll offenbar anderen Clan-Familien zeigen, wie gut man im Geschäft ist.“

Übrigens: das Sozialamt der Stadt Leverkusen bezahlte seit vielen Jahren Gomans luxussanierte Wohnung und auch den Unterhalt für seine minderjährigen Kinder. Der Schaden: lächerlich. Schlappe 104000 Euro. Offiziell. Alles im Nachrichtenmagazin nachzulesen.

Warum?

Weil für die Stadt Leverkusen „Don Mikel“ offiziell immer ein Leben am Existenzminimum führte.

Das ist kein Einzelfall. Deutschland hat auch auf dieser Flanke ein erheblich defizitäres Problembewußtsein: Die Unkenntnis kultureller Eigenheiten und des Wertesystems, wonach sich diese Personen, die in Clans leben, im Alltag schlechthin und im „Erwerbsleben“ im Besonderen orientieren. Die Unkenntnis über die Auffassungen dieser Clans bezüglich ehrlich verdientem Geld führt deutsche Gutmenschen in die Falle und gibt den an Naivität kaum zu überbietenden deutschen Staat der Lächerlichkeit preis.

Dass Individuen in die Falle dieser Schlitzohren tappen ist bedauerlich. Dass der deutsche Staat vorgeführt wird, ist lächerliche Fahrlässigkeit. Sie ist der Politik geschuldet. Und sie ist dem Zeitgeist geschuldet. Dabei wird etwas fahrlässig außer Acht gelassen, und dieses Problem wird in den Medien kaum thematisiert: Die ganze Misere müssen unsere Sicherheitskräfte ausbaden.

Ich gehe augenzwinkernd eine Wette ein: sollte die vom Zeitgeist getriebene Politik nicht bald eine zumindest angedeutete Kehrtwende  in ihrer Innenpolitik wagen, wird es früher oder später zu einer Konfrontation zwischen der Gesamtheit des deutschen Sicherheitsapparates und dem politischen Establishment kommen. Erste Anzeichen dafür sind bereits vorhanden, werden aber natürlich nicht wirklich ernst genommen. In welcher Form eine solche Konfrontation in einem gefestigten demokratischen Gefüge ausgetragen werden könnte, wissen nur die Götter.

Übrigens: wenn das Ehepaar Krause Deutsche mit osteuropäischen Wurzeln gewesen wäre, hätte „Don Mikel“ nicht die geringste Chance gehabt, sie über den Tisch zu ziehen. Es ist halt von Vorteil, wenn man über die kulturellen Eigenheiten der jeweiligen Personen, mit denen man verkehrt, bestens Bescheid weiß.

Viele deutschen Mitbürger und der deutsche Staat insgesamt sind für ein gegenseitiges Einvernehmen  voraussetzendes und gegenseitig befruchtendes Zusammenleben mit Personen, die einer der unzähligen Kulturkreise östlich von Wien und westlich von Afghanistan angehören, äußerst dürftig ausgestattet.