„Der jüdische Dichter Yehuda Amichai sagt, dass ein Liebesgedicht auf Hebräisch immer ein Gedicht über den Krieg ist. Oft ist es ein Gedicht über den Krieg inmitten eines Krieges.“
Obiges ist ein Zitat aus einem Vortrag gehalten im Mai d. J. über Israel, die Hamas und die deutschen Wirrköpfe, die für ein Palästina „from the river to the sea“ demonstrieren. Autorin: Herta Müller.
Ja: Herta Müller. Die Nobelpreisträgerin. Sie ist meine Landsfrau und somit ein echtes Gewächs osteuropäisch-deutscher, von kommunistischen Segnungen gezeichneten Seele.
Ich persönlich bin dir dankbar, Herta, für alles, was du uns Osteuropäern und insbesondere den deutschsprachigen geschenkt hast!
Du und ich: Wir sind nahezu gleich alt und wir haben beide zu gleicher Zeit und im gleichen geografischen Raum sehr Ähnliches erlebt.
Ich verneige mich vor deiner geistigen Lebensleistung! Davon sind unzählige andere – unter anderem auch ich – Lichtjahre entfernt!
Dabei fühle ich mich mit dir seelenverwandt. Weil ich nahezu alles, was du denkst und was du schreibst, sofort blindlings unterschreiben würde. Als jene Wahrheit komplexer sozio-kultureller, nationaler und politischer Zusammenhänge, die nur unsere (deutsche!) Generation im fernen Banat und Siebenbürgen in jenen unsäglichen kommunistischen Jahren erfahren hat.
Deinen vermutlich letzten politisch bemerkenswerten Text zu der mehr als explosiven Gemengelage in und um Israel hast du – wie oben bereits erwähnt – im Mai d. J. in Stockholm auf dem „Forum der Jüdischen Kultur in Schweden“ vorgetragen und er ist ein erneuter Beweis deiner untrüglichen und unverfälschten Menschen- und Geschichtskenntnis.
So nebenbei: Dein Auftritt in Stockholm war den gängigen deutschen Medien nicht mal eine Erwähnung wert…
Liebe Herta: Deine Zeilen fordern Antworten. Zum Beispiel: Wo kommt dieser Judenhass her? Wieso hat dieser Hass alle – wirklich alle, die Weltgeschichte der letzten 2500 Jahre betreffend – Zeitläufe überlebt? Warum wiederholt sich das Spektakel alle paar Jahre? Warum ist der erste und einzige Staat der Juden seit Beginn der neuen Zeitrechnung das bevorzugte Objekt von Hass und Vernichtungsfantasien? Wieso macht es so vielen Menschen so ungemein viel Spaß, Juden zu dämonisieren? Natürlich: Selbst eine Nobelpreisträgerin kann unmöglich auf alle diese verstörenden Fragen eine Antwort parat haben. Niemand kann das Phänomen Antisemitismus in seiner zeitlich-historischen, zivilisatorischen und geografischen Komplexität entschlüsseln. Der Judenhass gehört zu jenen Tatsachen, der – unter anderen Tatbeständen – unseren eingeschränkten menschlichen Erkenntnis- und geistigen Verarbeitungsmöglichkeiten am meisten zu schaffen macht.
Herta Müllers Essay „Eine totale Entgleisung der Zivilisation“ ist auf „Truthofthemiddleeast.com“ abrufbar.
Empfehlenswert. Auch im Sinne meiner Überzeugung von „audiatur et altera pars“.

PS. Der in der ersten Zeile erwähnte Yehuda Amichai ist in den Augen vieler Kritiker „wahrscheinlich der am meisten übersetzte hebräische Dichter seit König David“.
Er wurde 1924 als Ludwig Pfeuffer, Sohn des Kaufmanns Friedrich Moritz Pfeuffer in Würzburg geboren.

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