Am 30. April dieses Jahres schrieb ich hier auf meiner Seite:
„Demokratie ist nichts anderes als ein fragiles Gedanken-Konstrukt, ausgeliefert in jedem historischen Augenblick der machtpolitischen Matrix der jeweiligen Gesellschaft“. Im Februar d.J. machte ich mir Gedanken über den plötzlichen pragmatischen Opportunismus, der Teile der nordamerikanischen Elite nach der Wahl Trumps zum amerikanischen Präsidenten ergriffen hat. Abschließend schrieb ich in meinem damaligen Artikel:
„Insbesondere die milliardenschweren Tech-Größen(…) haben blitzschnell begriffen, dass es sprichwörtlich besser ist, in Trumps Zelt zu sein und hinauszupissen, als außerhalb des Zelts zu stehen und hineinzupissen“.
Mögen wir uns in diesem Zusammenhang in Erinnerung rufen, was ein Opportunist eigentlich ist. Zwei Tatsachen definieren opportunistisches Verhalten: Zum einen muss eine im Entstehen oder eine bereits eingetretene Gelegenheit in einem bestimmten, keineswegs unwichtigen Lebensbereich vorhanden sein, die zeitnah zum eigenen Vorteil genutzt wird. Zum anderen ist meines Erachtens der zweite Aspekt, der opportunistisches Verhalten auszeichnet, von besonderer Brisanz: Es wird gehandelt ohne Rücksicht auf eigene, bis dato heilig-hochgehaltene Wertvorstellungen. Langer Rede, kurzer Sinn: Es handelt sich um wendige, bedenkenlos an neue Lebenssituationen sich anpassende Menschen, die für das Erlangen kurz- bzw. mittelfristiger Vorteile jede Wertvorstellung, die sie bislang mit Vehemenz vertreten haben, scham- und skrupellos über Bord werfen. Man nennt sie auch: Heuchler.
Und nun will ich schnörkellos zum Pudels-Kern vorstoßen: Mir fällt in diesem Zusammenhang „die Wandlung“ auf, die die staatstragende, eindeutig von rot-grünem ideologischen Gewebemuster durchdrungene deutsche Medienlandschaft in der letzten Zeit durchmacht.
Am 6. September ist auf n-tv ein Artikel mit der Überschrift „Die Deutschen und ihr impotenter Staat“ erschienen. Darin fallen Sätze wie diese: „Die Politik hat das Vertrauen der Bürger verloren.(…) Das Vertrauen in den Staat und seine Fähigkeit, Probleme zu lösen, fällt(…) ins Bodenlose.(…) Wenn Bürger über längere Zeit den Eindruck gewinnen, von einem impotenten System regiert zu werden, drängen sie auf Veränderung.(…) Harmonie wird diese Regierung nicht retten und auch nicht die politische Mitte. Schmunzelselfies haben schon der Ampel nicht geholfen. Wenn diese Regierung den wirtschaftlichen Stimmungswechsel nicht hinbekommt, ist es ein weiteres Zeichen für das Wahlvolk: Dieser Staat kann es nicht. Dann kommt im Herbst das Gewitter und es beginnt die Revolution“. Soweit die n-tv-Nachricht.
Von einer drohenden Revolution spricht dieser Tage auch die altehrwürdige FAZ.
Drei Tage später, am 9.09.25, erscheint auf n-tv folgender Artikel: „Einbürgerungen und die Aufenthalts-Vergabe müssen pausieren“. Zugegeben: Ich musste tief Luft holen. Auf wessen Internet-Seite bin ich denn gelandet? Ich lese konsterniert weiter: „In großem Stil erschleichen sich Menschen Aufenthaltstitel und Einbürgerungen mit gefälschten Zertifikaten“. Recherchen von RTL und „Stern“ zeigen das Ausmaß des Betrugs. Im Gespräch mit n-tv warnt Heiko Teggatz, Vize-Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, vor den Folgen der kriminellen Masche. Aus diesem Interview zitiere ich lediglich folgende Textpassage: „(…) Es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass es sich darüber hinaus um Clankriminalität handelt. Es ist auch immer von Vorteil für Kriminelle, wenn sie die Sprache derer sprechen, die jetzt diese Produkte kaufen. In den von ihnen (also den Journalisten) dokumentierten Fällen wäre das Arabisch und Türkisch. Bei den von ihnen (von RTL) gefilmten Festnahmen handelt es sich um drei deutsche Staatsbürger mit Migrationshintergrund sowie einen türkischen Staatsbürger. Hier bestätigt sich aber auch die polizeiliche Kriminalstatistik, wonach es eben nicht so ist, dass deutsche Straftäter den überwiegenden Anteil der Straftaten in Deutschland begehen. Sondern hier wird die These, die die polizeiliche Kriminalstatistik hergibt, untermauert, wonach ausländische Straftäter oder deutsche Straftäter mit Migrationshintergrund den Großteil der Betrugsdelikte ausmachen“. Hier könnte man sagen: O.K. Herr Vize-Vorsitzender, wir sind etwas verstört, aber wir haben verstanden. Nein! Herr Teggatz lässt sich nicht beirren. Er schlussfolgert: „Gleichzeitig zeigen die Bilder ihrer (jene von RTL und Stern) Recherche, insbesondere die von den Kriminellen versendeten Sprachnachrichten, dass die Täter tatsächlich eine große Routine haben. Sie agieren seelenruhig. Offenkundig hatten sie auch in den vergangenen Jahren wenig zu befürchten und konnten den Modus Operandi nahezu ungestört durchsetzen (…) Das ist katastrophal, passt aber ins Bild der Gesetzgebung der letzten Jahre. Sicherheitspolitisch haben wir hier einen kompletten Kontrollverlust. Gleichzeitig ist es eine Katastrophe für den Rechtsstaat“(…)
Merken wir überhaupt, was hier abgeht? Wie bitte? Sicherheitspolitischer Kontrollverlust? Bei den öffentlich-rechtlichen Medien hat man bislang von einem Kontrollverlust noch nie was gehört… Da ist ein hochrangiger Polizeichef den Tränen nah, wenn er über den Zustand jenes Staates berichtet, für dessen Wohlergehen er sich qua Amtseid verpflichtet fühlt. Ja, tatsächlich: da war was. Es klingt alles so bekannt, nicht wahr? Aber, mit Verlaub, bekannt eher aus Berichten über die Zustände in afrikanischen und südamerikanischen Staaten…..
Nun ist n-tv nicht irgendein Nachrichtenmedium aus der rechtspopulistischen Schmuddelecke. Das Nachrichtenportal war bis vor Kurzem stramm rot-grün gepolt. Den deutschen Staat als ein impotentes Gebilde an den Pranger zu stellen, von einem staatlichem Kontrollverlust zu reden, wäre bis dato undenkbar gewesen, es sind doch die Sozialdemokraten und es waren über eine längere Periode die Grünen, die seit Jahren das Sagen haben. Nebenbei bemerkt: Rot-grünes Gedankengut ist auch in der jetzigen Regierung unverkennbar nicht unterrepräsentiert….
Wenn also n-tv plötzlich Bedenken äußert, dass dieser von eindeutig linkem politischen Gedankengut durchdrungene deutsche Staat es nicht „schafft“, dann haben wir es zweifelsohne mit einem opportunistischen Gehabe in reinster Ausprägung zu tun.
Im linksgrün gefärbten Polit- und Medienlager machen sich die ersten und offenbar ernst zu nehmenden Anzeichen von Panikreaktionen bemerkbar. Die linksintellektuelle Diskurshoheit bekommt neuerdings heftige und empfindliche Risse, die wirtschaftlichen, sozialen und geopolitischen Realitäten versetzen den Argumenten des linken und des grünen Lagers harte, bisweilen k.o.-ähnliche Schläge.
Der Wokismus mit seiner penetranten Selbstüberhöhung und -inszenierung, die feministische Außenpolitik gepaart mit einer ahistorischen, jeder geschichtlichen Erfahrung widersprechenden Fokussierung auf offene Grenzen mitsamt den europäischen Nationen angeblich heilbringenden Migrationsbewegungen, die obsessive Verfolgung im globalen Maßstab niemals realisierbarer Klimaziele, die völlig irrationale Haltung gegenüber innovativer (Nuklear) Technologien, das Selbstbestimmungsgesetz und der Kampf gegen die Heteronormativität – all diese in linken und grünen „Thinktanks“ ausgeklügelten Denkansätze haben letztendlich zu Chaos und zu Gewalt in Westeuropa und natürlich auch in unserem Lande geführt. Wer es wagte, in den vergangenen zehn Jahren diese Missstände auch nur zu erwähnen, war ein Schwurbler, Verschwörungstheoretiker, ein Ewig-Gestriger, letztendlich ein unbelehrbarer Nazi.
Wer bis vor Kurzem den Staat als impotent bezeichnet hätte, der außer Stande sei, die brenzligen Probleme des Landes zu lösen, wäre womöglich in den Fokus des Verfassungsschutzes geraten.
Nun, ich glaube, das wird so nicht mehr passieren. Die Windrichtung hat sich geändert und die Dämme haben erste, grobe Risse abbekommen. Die Heuchler und Wendehälse in Schlüsselpositionen, ob im Politikbetrieb, ob in der Wirtschaft oder Medien, ob an den Universitäten und anderen Bildungseinrichtungen, ob im Staatsdienst bei Polizei und Verfassungsschutz: Sie sind merklich am Werke, die eigene Haut zu retten. Ihre Felle schwimmen davon, sie versuchen herauszufinden, in welche Richtung sie künftig ihre Fahnen ausrichten müssen. Die alte und ewig gültige Redewendung erhält hier und heute eine weitere, überzeugende und leicht nachvollziehbare Bestätigung:
„Eine Krähe kratzt der anderen kein Auge aus“.
Die Wendehälse unter den Entscheidungsträgern aus sämtlichen Bevölkerungsschichten vor allem aber jene aus der Medienlandschaft sind gerade dabei, ähnlich den amerikanischen Tech-Größen, – allerdings eingebettet in einem ganz anderen Kontext – die Zeichen der Zeit zu erkennen und sie alle versuchen nun, ohne viel Aufsehen zu erregen und ohne viel Staub aufzuwirbeln, wie Heuchler das gemeinhin tun, in das Zelt des neuen Zeitgeistes zu gelangen, um von dort auf jene Wertvorstellungen zu pissen, die sie drei Jahrzehnte lang mit allen Mitteln versucht haben, dem eigenen Volk aufzuoktroyieren.

Bewusst und etwas aufmüpfig verwende ich, wie ersichtlich, die Redewendung „dem eigenen Volk“. Das klingt nach ewig gestrigem Gesäusel.
Nicht unbedingt: Es soll lediglich die Präambel des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland in Erinnerung rufen.

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